Annapurna Trek: Tag 11

Donnerstag, 9.4.2009: Marpha – Kalopani

In der Nacht trommelt der Regen weiter auf das Dach der Lodge und sogar am Morgen regnet es noch. Dementsprechend schlecht ist die Stimmung. Barbara weigert sich, überhaupt aus dem Schlafsack zu klettern um zu klären, was wir tun sollen. Sollen wir einen Tag hier bleiben? Wir könnten auch einen Jeep mieten. Oder einfach loslaufen und hoffen, dass der Regen aufhört? Nein, diese Alternative findet keine Zustimmung.

Nachdem wir schließlich doch angezogen sind und beim Frühstück sitzen, besprechen wir die Angelegenheit mit Rinji. Er meint auch, dass ein Jeep wohl die beste Lösung sei. Nur, wie organisiert man von hier einen solchen? Rinji und ich gehen zu dem Laden in Marpha, in dem man normalerweise den Jeep bucht. Er ist noch geschlossen, nach einer Weile kommt jedoch eine hilfsbereite Frau und öffnet. Leider erklärt sie uns aber, dass sie keinen Jeep reservieren kann, da die Telefonleitung nicht funktioniert, und sie nicht anrufen kann. Die Alternative sei, zur Straße hinunterzulaufen und dort auf einen leeren Jeep zu warten.

So planen wir es dann auch. Mittlerweile hat sich auch das Wetter ein wenig gebessert, es tröpfelt nur noch. Deshalb beschließen wir doch dem Weg zu folgen und erstmal zu wandern, solange das Wetter einigermaßen hält. Und siehe da, es bessert sich weiter und schließlich kommt sogar die Sonne raus und wir hören auch die Propellermaschinen, die nach Jomosom fliegen. Na das muß doch ein gutes Zeichen sein, bei schlechtem Wetter fliegen die ja nicht.

So folgen wir weiter dem Tal, bis wir Tukche erreichen. Hier hat Barbara vor zwei Jahren in einer schönen traditionellen Thakali Lodge übernachtet, und wir beschließen in der gleichen Lodge unsere morgentliche Teepause zu machen. Man kann hier auf dem Dach sitzen und hat eine schöne Sicht auf das Tal.

Nach Tukche gehen wir zum Fluß hinunter. Wir wollen die Strasse vermeiden, die zwar nicht unangenehm ist, aber dennoch wollen wir den vereinzelt fahrenden Jeeps ausweichen. So laufen wir ab jetzt im Flußbett. Das wird schon zu Beginn spannend, da wir die einzelnen kleinen Wasserläufe queren müssen. Da es keinen Weg gibt, ist es nicht einfach die wenigen kleinen Brücken zu finden. Es sind auch keine Brücken im herkömmlichen Sinn, sondern nur Holzbalken die über das Wasser reichen. Zudem hat der Wind wieder eingesetzt, er bläst uns sehr böig und stark entgegen. Besonders kritisch wird es an einer Stelle wo nur ein einzelner, etwa 10 cm breiter Balken auf 10m Länge liegt. Bei Böen von Windstärke 7 da drüber zu balancieren ist nicht ohne. Besonders mit der Fotausrüstung auf dem Rücken. Etwas Angst habe ich auch um Sankar, der mit über 40kg Gewicht da drüber muß. Aber es klappt, keiner fällt ins Wasser.

Wir halten uns links zum anderen Flußufer hin, vielleicht ist dort ein Weg. Denn das Laufen auf den Flußkieseln strengt doch an auf Dauer. Aber bis auf eine kleine Strecke am anderen Ufer müssen wir doch im Bachbett bleiben. Unterwegs kommen wir auch an einer sehr ärmlichen Ansiedlung direkt im Bachbett vorbei. Nur einfache Hütten stehen hier, in denen auch Menschen leben. Wir fragen uns, warum sie sich gerade hier niedergelassen haben.

Weiter vorne sehen wir, wie sich das Tal verengt. Dort müssen wir wieder auf einen normalen Weg kommen. Nachdem ein letzter Wasserlauf unter Schwierigkeiten überquert wurde, da wir den weggeschwemmten Holzbalken erst wieder über das Wasser platzieren mussten, erreichen wir den Uferweg auf der linken Seite, der uns kurz darauf auch nach Kokhethanti hineinführt. Jetzt hat es zu allem Überfluß auch wieder zu regnen angefangen. Wir beschließen erstmal hier Mittag zu essen.

Beim Essen unterhalten wir uns mit einem russischen Pärchen, die auch individuell unterwegs sind. Wir werden uns noch öfter sehen und streckenweise auch gemeinsam wandern. Nach Kokhethanti bekomme ich Probleme mit meinem linken Bein. Der für das Bergablaufen zuständige Muskel scheint überlastet zu sein und krampft und schmerzt gewaltig. Ich beiße die Zähne zusammen und humple mit kleinen Schritten hinter Barbara her. Aber zumindest regnet es im Augenblick nicht mehr und zum Glück ist es nicht mehr weit bis Kalopani/Lete wo wir im Kalopani Guesthouse absteigen. Das ist eine sehr komfortable Lodge, in der wir ein herrliches Zimmer mit drei großen Fenstern und einem eigenen Bad bekommen.

Später humple ich nochmal durch den kleinen Ort um ein paar Bilder zu machen, aber es regnet wieder und ist schweinekalt, ca. 5°C, sodass ich schnell wieder umkehre und wir uns alle an den beheizten Tischen in der Lodge treffen. Auch die beiden Russen sind hier eingekehrt und es findet ein reger Austausch, auch mit anderen Trekkern statt. Nach dem Abendessen ziehen wir uns in unser vornehmes Zimmer zurück und haben eine herrliche Nacht.