Schweden, Juni 2019

16.Juni: Hildburghausen – Leipzig

Da ich möglichst schnell Leipzig erreichen möchte, stehe ich früh auf, und bin schon um 6 Uhr 45 wieder auf der Strecke. Heute ist es wieder bedeckt, aber es sieht nicht nach Regen aus.

In Hildburghausen halte ich kurz an, da sich mein Packsack am Lenker gelöst hat. Ich hatte mir eine Befestigung gebastelt, die sich nun gelöst hat. So muss ich den Sack eben mit Klettband befestigen, so auch wie auf der Tour nach Spanien. Während ich da stehe kommt ein Fußgänger auf mich zu und meint, ob ich eine Bäckerei suche. Es ist ja Sonntag Morgen 7 Uhr und die normalen Läden haben zu. Erfreut bejahe ich und folge seiner Wegbeschreibung zu einem Café bei einem Supermarkt, welches wirklich schon offen hat.

Gut gestärkt setze ich meine Fahrt fort und klettere alsbald den Thüringer Wald hinauf. Das Sträßchen auf dem ich unterwegs bin, überwindet zwar nur etwa 400 Höhenmeter, aber es hat eine gehörige Steigung, die mich immer wieder in den Wiegetritt zwingt.

Das Wetter hat sich noch etwas zugezogen und ab und zu tröpfelt es auch leicht. Aber immerhin hat es mehr als 15 Grad, das ist fast ideal. Bald schließt sich eine fast genauso steile Abfahrt an, und ich sause mit mehr als 60 km/h den Berg hinunter. In den Kurven muss ich vorsichtig sein, die Straße ist feucht.

Ich komme durch Ilmenau und fahre danach auf der B87 weiter. Hier hat es gar nicht so viel Verkehr, das liegt aber bestimmt auch daran, dass Sonntag ist. Die Strecke führt mich östlich an Weimar vorbei nach Naumburg. Dort folge ich der Saale auf einem landschaftlich sehr schönen Radweg.

Ein Erlebnis der ganz besonderen Art habe ich als ich auf diesem Radweg nach Leissling komme. In diesem Dorf findet offensichtlich heute ein Straßenfest statt. Am Dorfeingang haben ein paar Jugendliche ein Absperrband über den Radweg gespannt und als ich dort anhalte, fordern sie mich auf, 2 Euro 50 als Eintrittsgeld zu bezahlen. Ich erkläre ihnen, dass ich kein Interess habe, dieses Dorffest anzusehen sondern nur auf der Durchfahrt nach Leipzig bin, was man ja auch unschwer an meinem Gepäck erkennen kann.

Sie geben sich jedoch kompromisslos und erklären mir, das sei egal, wenn ich weiterfahren will, müsse ich zahlen. So langsam werde ich ungeduldig, denn es gibt auch keine schnelle Umfahrung des Dorfes. Ich müsste einige Kilometer zurück und dann über die Bundesstraße fahren. Ich erkläre ihnen ziemlich deutlich, dass ich das für Wegelagerei halte und ich ein Recht habe, die Straßen zu befahren die nicht offiziell gesperrt sind. Als alles nichts hilft, reißt mir der Geduldsfaden und ich fahre einfach unter dem Band durch. Hinter mir höre ich noch das Gezeter, nicht nur der Jugendlichen, auch ein Erwachsener grölt mir in tiefstem Sächsisch hinterher. Warum muss ich wohl gleich an die AfD denken…

Natürlich umfahre ich das Dorffest und habe auch keinerlei weitere Probleme. Durch Weißenfels geht es weiter und über einen ewig langen geraden Radweg danach nach Leipzig.

Meine Tochter Rebecca treffe ich beim Kanu Polo Turnier, welches allerdings schon vorbei ist. Aber die Stimmung hier an der Elster ist sehr schön, auch weil die Sonne wieder herauskommt.

Am Abend gehen Rebecca, ihr Freund Thomas, und ich zusammen abendessen im Zeust, einem veganen Restaurant mit sehr leckeren Gerichten. Nach dem Essen gehen wir alle aber bald ins Bett, denn Rebecca und Thomas müssen morgen arbeiten und ich will ja auch weiter nach Berlin.

Die Nacht wird sehr angenehm, mit einem richtigen Kopfkissen. Was für ein Luxus, auch wenn es in der Stadtwohnung deutlich wärmer ist, als ich es vom Zelt gewohnt bin.