Schweden, Juni 2019

17.Juni: Leipzig – Zossen

Am nächsten Morgen frühstücken wir noch kurz gemeinsam, bevor die beiden zur Arbeit aufbrechen. Auch ich mache mich dann wenig später wieder auf, trage mein Rad drei Stockwerke runter und radle erstmal gemütlich durch Leipzig. Heute habe ich nur eine kurze Strecke vor mir, das nächste Ziel ist Zossen, ein kleiner Ort südlich von Berlin, wo Sarah einen Garten in einer Gartensiedlung gemietet hat.

Nachdem ich Leipzig verlassen habe, rolle ich auf kleinen, angenehm zu fahrenden Landstraßen Richtung Norden. Später, in Jüterbog, suche ich mir ein Café, wobei ich allerdings einen großen Kreis fahren muss, denn der Ort ist im Moment eine große Baustelle.

Nach Luckenwalde geht es durch Kiefernwälder, was bei der Wärme heute sehr angenehm ist. Die Gegend ist nur dünn besiedelt, entsprechend wenig Autoverkehr ist unterwegs. Auch die kleinen Orte an der Strecke machen keinen sehr geschäftigen Eindruck. Ich frage mich schon ob ich in Zossen, was ja nicht mehr weit ist, überhaupt etwas zum Abendessen finde.

Einige Zeit fahre ich an einem ehemaligen Militärgelände entlang, bevor ich am Mellensee und dem kleineren Krummen See ankomme. Spontan beschließe ich hier zu baden, denn ich habe viel Zeit. Es ist noch nicht spät, und Sarah kommt sowieso erst gegen Abend bei ihrem Garten an.

Die öffentliche Badestelle kostet erstaunlicherweise keinerlei Eintritt. Der See ist klar und schön zum Baden. Nachdem ich mich erfrischt habe und an der Luft wieder getrocknet bin, geht es weiter. Erstaunt sehe ich an der nächsten Kreuzung einen riesigen neuen Supermarkt stehen. Es scheint so, als ob hier der Berliner Speckgürtel schon beginnt. Auch der Verkehr nimmt ab hier wieder deutlich zu.

In Zossen angekommen, mache ich mich auf die Suche nach der Kleingartenanlage. Sie liegt etwas außerhalb, ich erreiche sie über einen Wirtschaftsweg, der an einem Bach, oder eher Entwässerungsgraben entlang führt. An einer Stelle trage ich mein Rad über eine stillgelegte Bahntrasse, die parallel zum Weg verläuft, um zur Gartenanlage auf der anderen Seite zu gelangen. Beim überqueren der Gleise stürzen sich unzählige Mücken auf mich und ich bin froh danach wieder aufs Rad steigen zu können um ihnen zu entkommen.

Kurz darauf habe ich auch schon die Gartenanlage erreicht. Sie ist offen, obwohl kein Mensch zu sehen ist. So schiebe ich mein Rad hinein und suche den Garten von Sarah mit der Nummer 17. Dieser ist nicht schwer zu finden, denn die Nummern sind an den Wegen aufgehängt. Nicht ganz eindeutig ist nur die Zuordnungen zu den Gartentüren. Gilt die Nummer für das nächste Tor, oder für das vorige?

Auf jeden Fall glaube ich den richtigen Eingang gefunden zu haben, und mache mich auf der Terrasse der kleinen Hütte im Garten breit. Da Sarah erst später kommt und ich Hunger habe, beschließe ich nach Zossen hineinzufahren und etwas zu essen. Dazu fahre ich diesmal die offizielle Zufahrtstraße zu dieser Gartenanlage entlang und ärgere mich dabei über den extrem schlechten Zustand. Stellenweise ist sie gar nicht befestigt und eine lange Strecke besteht aus holprigen Betonplatten die die zwei Spuren bilden. Vielleicht war das mal eine Panzerstraße der Volksarmee.

In Zossen gibt es einen riesigen neuen Kaufland, allerdings ohne einen Gehweg oder anderen Fußweg zum Eingang. Man muss wirklich die Autoeinfahrt hineinlaufen. Unglaublich, wie heute noch geplant und gebaut wird.

Im Vorraum gibt es einen Chinesen, dort nehme ich mir ein Take Away Menü mit. Auf dem Rückweg fahre ich nicht mehr über die Zufahrtstraße sondern über einen sehr viel besser befahrbaren Fußweg. Wieder im Garten mache ich es mir gemütlich und verzehre mein chinesisches Menü. Richtig lecker!

Bevor ich mein Zelt aufbau möchte ich noch die Hütte aufschließen. Sarah hat mir geschrieben, wo der Schlüssel liegt, aber ich kann ihn beim besten Willen nicht finden. Da kommen mir langsam Zweifel, ob ich überhaupt im richtigen Garten bin, und ich gehe zwischen den Blumenbeeten hindurch zur nächsten Hütte. Und sieh da, ich war wirklich falsch und habe mich in einem fremden Garten breit gemacht. Wie peinlich! Schnell sammle ich meine Sachen zusammen und trage sie hinüber. Gut, dass ich mein Zelt noch nicht aufgebaut hatte.

Bald kommt Sarah am Bahnhof in Zossen an, und ich gehe ihr auf dem Fußweg entgegen. Noch bevor es dunkel wird können wir uns danach nett bei ihr im Garten entspannen.

Die nächsten beiden Tage verbringe ich mit Sarah. Am ersten Tag machen wir eine kleine Wanderung zu den Seen in der Umgebung. Am Ende tut mir das Schienbein weh, 15 Kilometer mit Flipflops laufen ist schon gewöhnungsbedürftig. Abends grillen wir lecker und am Tag darauf entspannen wir uns im Garten und arbeiten auch ein wenig darin, aber es hat 35 Grad und man mag sich kaum bewegen. Schon den ganzen Tag sind Gewitter angesagt, aber erst jetzt am Abend zieht es zu und donnert auch schon. Heute Abend muss Sarah wieder nach Berlin zurück und ich laufe mit ihr zum Bahnhof.

Danach hole ich mir nochmal ein Take-Away Menü und schlafe in Sarahs Gartenlaube. Nachts kommt dann doch noch ein Gewitter und ich bin froh, dass ich nicht im Zelt liege.