Trekking Albanien

Tag 4: Nach Frashër und weiter in Richtung Quellen von Benjë (26km)

Unsere Hoffnung ist heute in Frashër eine Taverne zu finden oder einen kleinen Laden, in dem wir unsere Vorräte auffüllen können. Wir haben nicht mehr viel, nur ein paar Kräcker, etwas Dörrfleisch und zwei Päckchen Tütensuppen.

Als wir im April mit dem Wohnmobil in der Gegend waren, haben wir einige Schilder nach Frashër gesehen. Das kleine Dorf ist so etwas wie das Zentrum des Nationalparks Hotova-Dangell, durch den wir wandern wollen.

Erstmal reaktiviere ich aber unser Lagerfeuer für den Morgenkaffee. In dem Moment kommt auch wieder Damir über die Brücke zu uns. Diesmal bringt er uns eine ganze Ladung Walnüsse. Natürlich lade ich ihn zu einem Nescafé ein und wir kommunizieren ein bisschen, wohin es geht, und dass Merkel eine gute Kanzlerin ist. XXX erzählt uns auch, dass es ein paar Meter den Weg über die Brücke hinweg, eine Quelle gibt, wo wir unser Wasser auffüllen können.

Das machen wir natürlich gleich, nachdem wir eingepackt haben, und finden dort auch eine schön eingefasste Quelle mit frischem Wasser. Wir füllen unsrer Flaschen und machen uns danach wieder auf den Weg weiter das Tal entlang in Richtung Frashër.

Wir sind hier froh unsere Wanderstöcke dabei zu haben, denn sie geben auf den kiesigen Böschungen zusätzlich Halt. An manchen Stellen würde ein Abrutschen den Tod bedeuten, denn man fiele über eine senkrechte Abbruchkante mehr als 10m direkt auf die Steine im Flussbett. Dementsprechend vorsichtig tasten wir uns an diesen Stellen vorwärts.

Später kreuzen wir nochmals den Fluss und steigen dann auf der südlichen Seite den Berghang hinauf. Wir machen uns auf einen anstrengenden Anstieg gefasst, aber der Weg ist recht gut begehbar und nicht sehr steil, auch wenn er streckenweise erst gesucht werden muss. Je höher wir kommen, desto prächtiger ist der Ausblick auf die umliegenden Hügel und Täler.

Oben auf dem Bergrücken angekommen, erreichen wir auch bald Frashër. Allerdings können wir keinen richtigen Ort erkennen, wir sehen nur ein paar Steinmauern und Hausruinen neben dem Weg. Erst an einer Wegkreuzung sehen wir ein größeres Haus, welches offensichtlich bewohnt ist. Dort steht auch ein Pick-up und eine Frau steht im großen Hof davor. Wir versuchen mit ihr zu sprechen, aber das klappt nicht, sie versteht uns nicht. Erst als wir auf unsere Münder zeigen und „Eat“ sagen, versteht sie worauf wir hinaus wollen. Umgehend schüttelt sie den Kopf und streckt uns ihren erhobenen Zeigefinger entgegen, den sie eindeutig hin und her bewegt. Dazu meint sie laut und deutlich „No Eeat!!!“. Das wäre also geklärt.

Wir sind erstmal etwas enttäuscht und überlegen, was wir nun tun sollen. Eine Alternative ist, direkt auf dem von Süden hier ankommenden Weg Richtung Hauptstraße zu gehen und dann weiter in den nächsten Ort, Permët. Das sind aber knapp 40km und würde nur Sinn ergeben, wenn uns ein Auto mitnimmt. Die Wahrscheinlichkeit ist aber sehr überschaubar, dass da überhaupt jemand entlang fährt und dann auch noch Platz für uns vorhanden ist. Der Pick-up, der mittlerweile auch abgefahren ist, war nämlich schon mit vier Personen besetzt.

So beschließen wir schnell, doch die geplante Strecke am Nordrand des Nationalparks entlang weiterzuwandern und unterwegs nochmals zu übernachten. Der Weg ist ab hier relativ breit und theoretisch, zumindest mit Allrad, befahrbar. Wir laufen dementsprechend flott auf der nördlichen Seite des Berghangs entlang und können vor uns schon die vielen Windungen des Weges sehen, der jedem Bergeinschnitt folgt.

Als wir zu einer eingefassten Quelle kommen, sehen wir dort zwei Esel stehen. Noch während ich fotografiere, kommt von hinten der Bauer, dem sie wohl gehören. Wir sagen Hallo, worauf er uns zu sich winkt und in seine Taschen greift. Daraus holt er mehrere Handvoll Haselnüsse und reicht sie uns. Wir sind mal wieder völlig baff und bedanken uns herzlich. Die können wir bei unseren knappen Vorräten natürlich gut gebrauchen.

Bald darauf machen wir auch schon eine Pause an einem schön gelegenen Baum und essen ein paar Kräcker mit Dörrfleisch, Haselnüssen und den eingetrockneten Trauben, die Sarah unterhalb des Baumes entdeckt hat. So gut haben mir solche runzligen Dinger noch nie geschmeckt.

Nach wie vor ist die Aussicht hier oben sehr abwechslungsreich. Zwischendurch passieren wir kleine Dörfer, aber Menschen sehen wir kaum.

Es wird nun langsam wieder Spätnachmittag und wir überlegen, wo wir wohl am besten unser Nachtlager aufschlagen. Mittlerweile laufen wir aber durch Wald und das Gelände ist überall geneigt, kaum geeignet als Zeltplatz. So laufen wir weiter und merken, dass es eng wird mit dem Tageslicht, es fängt jetzt schon an zu dämmern. An jeder Biegung des Weges hoffen wir ein einigermaßen ebenes Fleckchen Erde zu finden, aber außer Steinen und Gestrüpp ist da nichts.

Rechts am Rand stand unser Zelt

Irgendwann, entscheiden wir, dass wir unser Zelt direkt am Weg, der ja eigentlich hier eine albanische Straße ist, aufschlagen. Da ist nur ein kleiner Randstreifen, den ich erst mal von den größeren Steinen befreien muss (links im Bild hinter Sarah, das Bild entstand am nächsten Morgen). Die Zeltabspannung muss ich kurz halten, denn theoretisch könnte ja ein Auto kommen. Natürlich machen wir auch hier etwas oberhalb des Zelts ein kleines Feuer und kochen unsere letzte Tütensuppe. Als wir dann ins Zelt steigen, merken wir nichts mehr von diesem nicht ganz optimalen Übernachtungsplatz und schlafen auch gut. Natürlich kommt weder ein Auto noch sonst jemand vorbei.