Trekking Albanien

Anreise

Mittlerweile ist Dienstag, der 16. Oktober und ich bin unterwegs im Zug nach Frankfurt wo wir um 11 Uhr abfliegen wollen. Meine Gedanken kreisen um die Frage, ob Sarah wohl rechtzeitig von Berlin ankommt. Sie hat am Abend zuvor noch bis spät am Abend gearbeitet und muss a) rechtzeitig aufstehen b) den richtigen Zug erwischen und c) darf keine Probleme mit dem Umsteigen oder einer Verspätung bekommen. Ich schicke ihr von unterwegs eine SMS, bekomme aber erstmal keine Antwort, was meine Nervosität nicht unbedingt dämpft.

Am Flughafen angekommen, erkunde ich erstmal die Örtlichkeiten: wo muss das Gepäck eingecheckt werden, bis wann spätestens, wo kommt Sarah voraussichtlich an. Irgendwann kommt eine erlösende SMS, sie sitzt im (richtigen) Zug und wird wohl rechtzeitig ankommen.

Kurze Zeit später können wir uns dann auch begrüßen, jetzt kann ja nicht mehr allzu viel passieren. Tut es auch nicht, wir geben die Rucksäcke auf, wobei ich meinen in einen Müllsack packe, und dann fliegen wir auch bald pünktlich ab.

Das Glück hält auch nach unserer Ankunft in Tirana an, so können wir unser Gepäck unversehrt zügig am Gepäckband abholen. Erst tausche ich noch etwas Geld am Automaten, dann machen wir uns auf die Suche nach einem Bus in die Stadt, denn von dort wollen wir, wenn möglich, heute noch weiter nach Berat. Ich weiß, das wird knapp, denn laut Internet fährt der letzte Bus dort hin heute um 15 Uhr vom südlichen Busbahnhof ab, und diesen müssen wir erstmal finden.

Den Bus nach Tirana haben wir mittlerweile gefunden, und der Fahrer meint in gebrochenem Englisch, dass er auch gleich fahren wird. So setzen wir uns rein und warten eine Viertelstunde, bevor ich nochmal nachfrage. Die Antwort ist aber immer noch dieselbe, glücklicherweise geht es aber ein paar Minuten später wirklich los. Schnell haben wir Tirana erreicht und fahren dann im dichten Verkehr immer langsamer Richtung Innenstadt. Jetzt noch einmal im Stop-and-go um den zentralen Platz, dann sind wir da. Aber natürlich müssen wir jetzt noch zum südlichen Busbahnhof. Um keine weitere Zeit zu verlieren, es ist schon 10 Minuten vor drei, nehmen wir ein Taxi. Dieses fährt dieselbe Strecke durch den dichten Verkehr wieder zurück, denn der Busbahnhof lag auf der Strecke des Flughafenbusses, und wie der Taxifahrer uns erklärt, hätten wir im Flughafenbus nur sagen müssen, dass wir da raus wollen. Zu spät, und als wir am richtigen Busbahnhof ankommen (es ist schon 5 Minuten nach 3), steht da doch noch ein Bus an der Kreuzung mit der Anzeige „Berat“. Wir spurten über die Kreuzung, springen in den Bus und Sekunden später fährt er auch schon los. Klasse, gerade noch erwischt!

Angenehm überrascht sind wir, als wir den Fahrpreis bezahlen, der Bus über Durres nach Berat kostet uns jeweils ca. 5 Euro und dafür fahren wir immerhin knapp 130 Kilometer. Entspannt betrachten wir die vorbeiziehende Landschaft bei bestem Wetter. Die Sonne steht schon tief und als wir in Berat ankommen dämmert es schon leicht. Wir steigen dort beim Busbahnhof in einen lokalen Bus, der uns schnell in das Zentrum bringt. Ich kenne Berat noch von unserer Wohnmobiltour im April und habe deshalb auch eine grobe Vorstellung wo wir am besten aussteigen, um nach einer Unterkunft zu suchen.

Ein recht traditionelles Hotel mit großem Schild am Hauptplatz zieht unser Interesse auf sich, und so gehen wir hin und schauen uns die Zimmer an und fragen nach dem Preis. Schnell haben wir uns entschieden hier zu bleiben. 25 Euro zusammen, inklusive Frühstück, das klingt gut. Das Zimmer ist auch riesig, ganze sechs Betten stehen drin.

Nachdem unser Gepäck verstaut ist, machen wir einen Rundgang durch den sehenswerten Ort und gehen noch Abend essen in einem netten Restaurant an der Hauptstraße. Wieder im Hotel fallen wir dann aber schnell in die Betten und schlafen tief und gut. Nur Sarah ist sich uneins, welches Bett sie bevorzugt, und zieht mehrfach um. Am Morgen sind alle sechs Betten benutzt…

Am nächsten Morgen genießen wir ein ausgiebiges Frühstück auf der Dachterrasse, mit Omelette, Orangensaft, und sogar zwei eingeschweißten Croissants, die wir gleich als Proviant in die Taschen stecken. Wir checken aus und machen uns auf die Suche nach dem nächsten Bus, der uns weiter in diesem Tal nach Südosten in Richtung Osumi Canyon bringen soll. Der geplante Einstieg in die Wanderung ist ein Wasserfall, ein paar Kilometer hinter Polican.

Da wir Richtung Osten wollen, laufen wir auch erstmal Richtung Osten, aber es kommt keine Bushaltestelle. Was wir finden, ist eine Bäckerei wo wir gleich ein großes Brot als Verpflegung einkaufen. Dazu kommt in einem anderen Laden noch eine große Wurst, die macht unterwegs auch satt. Dabei fragen wir gleich, wo denn die Buse abfahren nach Polican. Leider spreche ich das eher wie „Polikan“ aus, und die Leute schauen etwas verwirrt, schicken uns dann aber mit einem lokalen Bus wieder zurück zum westlichen Stadtrand, genau dahin, wo wir gestern aus Tirana ankamen. Na ja, schon etwas komisch, denke ich, da wir ja in die andere Richtung müssen. Es stehen einige Busse da, aber ich finde nirgends ein Schild in diesen Ort. Erneutes Nachfragen bringt keine Klarheit, im Gegenteil, man versichert uns, dass es diesen Ort hier nicht gibt, wenn, dann müsse das bei Tirana sein. Jetzt macht sich zum ersten Mal meine Papierkarte nützlich, denn als ich den Ort auf der Karte zeige, ist plötzlich alles klar. Er wird „Politschan“ gesprochen und nicht „Polikan“. Das bedeutet, dass wir wieder in denselben Bus einsteigen, der uns vor ein paar Minuten hergebracht hat, und dann wieder durch den Ort ziemlich genau dahin fahren, wo wir vor einer Stunde eingestiegen sind, nämlich auf der östlichen Seite von Berat, wie ursprünglich vermutet.

Dort steht er auch, der Bus nach Polican und nach einer längeren Wartezeit fährt er auch los und wir erreichen gegen 11 Uhr Polican. Am Ziel sind wir noch nicht, jetzt geht es noch ca. 10km weiter und wir hören, dass der nächste Bus auch bald abfährt, und zwar genau vor dem Café in welches wir uns gesetzt haben. Also heißt es nochmal warten. Diesmal zieht es sich ganz schön hin, aber irgendwann kommt auch dieser Bus und wir fahren zum kleinen Ort Bogove, wo wir aussteigen und unsere Wanderung beginnen.