Annapurna Trek: Tag 10

Mittwoch, 8.4.2009:Kagbeni – Marpha

Ein großer Vorteil des sehr komfortablen Zimmers ist, dass ich hier zum ersten Mal auf dem Trek den Akku meiner Digitalkamera aufladen kann. Außerdem ist es das erste Zimmer mit eigenem Bad und Dusche, richtig luxuriös. Heute stehen nicht viel Höhenmeter auf dem Programm, wir wollen nach Marpha oder eventell Tukche. Vor dem Frühstück gehe ich noch kurz durch Kagbeni und mache ein paar Aufnahmen. Heute dauert es auch etwas länger mit dem Frühstück, da im Haus noch einige Mönche wohnen, von der Zeremonie gestern. Die werden vorrangig versorgt und außerdem hat Barbara ein besonderes Frühstücksgebäck bestellt, welches erstmal gebacken werden muß.

Irgendwann beenden auch wir unser Frühstück und machen uns auf den Weg das große Gandaki Tal hinab. Diesem Tal werden wir die nächsten Tage folgen. Hier entlang geht eine wichtige uralte Handelsverbindung von Nepal über Mustang nach Tibet auf der vor allem Salz transportiert wurde. In einem breiten Kiesbett mäandriert der Fluß Kali Gandaki das Tal hinab. Teilweise laufen wir in diesem Kiesbett, wo man sich wie auf einer großen Ebene fühlt, mit der Bergkulisse um einen herum.

Der nächste größere Ort ist Jomosom, der Hauptort des Mustang Distrikts. Außer einer kleinen Teepause mit leckerem Apfelkuchen machen wir aber nicht Halt, denn der Ort ist wenig attraktiv. Sein Hauptvorteil für die Touristen ist sein kleiner Flugplatz, auf dem bei gutem Wetter vormittags kleine Propellermaschinen von Pokhara landen. Er gilt übrigens aufgrund der Thermik und Geländebeschaffenheit als einer der gefährlichsten Flugplätze der Welt. Bei unserer Teepause geht auch schon der berüchtigte Wind los, der hier ab dem späten Vormittag sehr unangenehm werden kann. Durch das riesige Talsystem entsteht eine gewaltige Thermik bei der warme Luft aus dem Süden nach Tibet gesogen wird. Ab jetzt heißt es alles gut verpacken, Gesichtsmasken wieder aufgezogen und Jacken an. Der Wind ist nämlich recht kalt und bei ca. 6-7 Windstärken in den Böen sehr unangenehm.

Wir laufen hier den nördlichen Talrand entlang und haben so zumindest ab und zu Schutz vor dem Wind, wenn es um kleine Vorberge herumgeht. So kommen wir zügig voran und erreichen gegen Mittag Marpha. Nach einer kurzen Besichtigung des Ortes beschließen wir nicht mehr nach Tukche weiterzugehen, sondern hier in Marpha zu bleiben. Das Wetter ist (noch) gut, Wind gibt es hier auch kaum, da Marpha etwas geschützt oberhalb des Tales liegt und ein weiterer Vorteil ist, dass die Straße, auf der ab und an ein Jeep vorbeikommt nicht durch den Ort geht. Marpha ist ein Thakali Dorf mit einer typischen Architektur. So haben die Häuser Flachdächer, auf denen Brennholz als Brüstung und Windschutz gestapelt wird, und die Flächen werden tagsüber als Wohnraum genutzt. Einen guten Blick über diese Dachlandschaft hat man vom Kloster in Marpha, welches mitten im Ort auf einem Felsrücken erbaut wurde und über eine lange Treppe zugänglich ist.

Unerwartet viele kleine Läden gibt es hier in Marpha, in denen Kunsthandwerk, und handgearbeitete Wollsachen verkauft werden. Wir erfahren, dass hier viele tibetische Flüchtlinge leben. Unterhalb von Marpha gibt es ein Flüchtlingslager. Die Tibetaner sind zum Teil sehr gebildet, sprechen etwas Englisch und sind offensichtlich mit ihrem kleinen Handel recht erfolgreich. Es stellt sich die Frage, wie die einheimischen Nepali diese Aktivitäten sehen. Nach außen hin scheint es ein harmonisches Zusammenleben in Marpha zu geben. Wahrscheinlich sind die Mieteinnahmen der kleinen Läden auch ein guter Nebenverdienst für die Nepali Besitzer.

Am späten Nachmittag schlägt das Wetter um. Es zieht zu und beginnt bald kräftig zu regnen. Wir ziehen uns in die Lodge zurück, unterhalten uns mit den reichlich vorhandenen anderen Trekkern und freuen uns danach über ein leckeres Abendessen. Nicht viel später klettern wir in die Schlafsäcke und hoffen, dass morgen das Wetter wieder besser ist.