Annapurna Trek: Tag 12
Freitag, 10.4.2009: Kalopani – Tatopani
Heute stehe ich etwas früher auf, denn es ist draußen klar und man kann die Berge sehen. So nehme ich mein Stativ und mache ein paar Aufnahmen vom Sonnenaufgang vom Flachdach der Lodge. Es ist noch sehr kalt, knapp über Null Grad und man sieht dass der Regen gestern nur ein paar Hundert Meter höher schon als Schnee gefallen ist.
Mein Bein zwickt auch heute Morgen noch etwas, aber es ist doch deutlich besser. Ich befürchte allerdings, dass das nicht so bleibt, denn heute müssen wir wieder viel Höhe vernichten. Mehr als 1300hm geht es runter nach Tatopani.
Nach einem leckeren Tibetan Bread und einer Tasse Kaffee gehen wir los. Bei der ersten Gelegenheit lasse ich mir im Tausch gegen einen Müslirigel von einem einheimischen Jungen einen Bambusstock geben. Er soll helfen, das überlastete Bein etwas zu schonen. Das Tal wird schnell enger und der Weg beginnt sich steil nach unten zu winden. Dieser Bereich des Tales gilt als tiefstes Tal der Welt, da es zwischen den beiden 8000ern Daulaghiri und Annapurna liegt, und sich mehr als 6000m eingeschnitten hat. Die Gegend wird jetzt auch wieder deutlich grüner, man sieht Wald, Felder und Wiesen. Darüber thront, von hier gut zu sehen der Gipel des Annapurna I.
Immer weiter schlängelt sich der Weg das Tal hinunter. Mittlerweile beginnt mein Bein wieder sehr zu schmerzen und ich humple mit kleinen Schritten dahin. Dies ist auch der Grund, warum wir weiterhin der Piste auf der rechten Talseite folgen und nicht den alten Weg links nehmen. Der wäre zwar interessanter, aber mit meinem Bein kaum zu machen. Das russische Pärchen läuft heute mit uns, und wir unterhalten uns soweit die englisch Kenntnisse das zulassen. Beim Mittagessen, welches wir in Dana einnehmen leiht mir Natalie eine Bandage, die den Muskel etwas stabilisieren soll. Hier in Dana sieht man auch die Auswirkung der hier gebauten Strasse. So haben die Einwohner neue Häuser entlang der Straße gebaut, auch Lodges und Restaurants. Im alten Dorfkern ist dagegen Ruhe eingekehrt. Da wir hier essen wollen, muß Rinji erst einmal die Köchin organisieren, die dann das Feuer anwirft und uns bedient.
Das Wetter ist heute sehr stabil und es ist richtig heiß geworden. An diesem Tag haben wir wohl den höchsten Temperaturunterschied. Am Morgen noch Frost und jetzt geht es auf die 30°C zu. Das ist Nepal! Nach der Pause und mit der Bandage geht es meinem Bein merklich besser und ich kann auch wieder mehr von der Landschaft aufnehmen. Das Tal hat streckenweise spektakulären Schluchtcharakter, und bleibt sehr eng.
Nicht viel später erreichen wir Tatopani. Hier ist sehr viel los, Unmengen von Touristen. Kein Wunder, man muß nicht wochenlang wandern um hierher zu kommen. Tatopani ist in ein oder zwei Tagen von der nächsten richtigen Straße entfernt und wird dementsprechend auch von Kurzzeit Wanderern erreicht. Es ist dennoch ein netter Ort, der durch seine heißen Quellen besonders attraktiv ist. Wir steigen in der Daulaghiri Lodge ab, die einen sehr schönen großen Garten hat. Unser Zimmer liegt auch etwas abseits im Garten und ist sehr ruhig. Dann heißt es schnell ausziehen und nach unten steigen zum Fluß, wo die heißen Quellen in zwei kleinen Becken aufgefangen werden. Das heiße Wasser ist ideal für meinen Beinmuskel und wir geniessen die entspannte Atmosphäre in den Quellen. Barbara länger, ich kürzer, denn ich möchte auch noch ein paar Bilder machen im Ort.
Später sitzen wir unter Bananenstauden im Garten und lassen uns die warme Abendluft um die Nase wehen. Auch das Abendessen schmeckt hier hervorragend, bei einer riesigen Auswahl von internationalen und einheimischen Gerichten. Ich spendiere Rinji und Sankar ein Bier, denn die Hitze macht sehr durstig. Hier könnte man es sicher noch einen Tag aushalten, aber wir wollen weiter nach Gorepani und gehen deshalb auch wieder früh ins Bett um den langen Aufstieg morgen rechtzeitig angehen zu können.