Annapurna Trek: Tag 7

Sonntag, 5.4.2009: Manang – Thorung Pedi

Auch heute morgen scheint die Sonne wieder prächtig vom Himmel bei total klarer Luft. Ideale Bedingungen um den Pass nun in den nächsten beiden Tagen in Angriff zu nehmen. Wir gehen durch den alten Teil Manags und dann am Hang entlang dem Tal Verlauf folgend. Gunsang, eine letzte permamente Ansiedlung mit einer schönen Stupa und ein paar Steinhäusern liegt am Weg, bevor es dann oberhalb von 3900m immer karger wird. Wir merken, dass es jetzt in Gegend geht, die sich aufgrund der Höhe und Temperaturen nicht mehr für eine permamente Besiedlung eignen.

An dieser Stelle ein paar Worte zur Höhenkrankreit, auch AMS, Accute Mountain Sickness genannt. Schon vor Manang sahen wir Schilder, die Trekker auf die Gefahren dieser unberechenbaren Krankheit hinweisen. Auch die Reiseführer widmen diesem wichtigen Thema verschiedene Artikel. So kann es jedem oberhalb von ca. 3000m passieren, dass er plötzlich von Appetitlosigkeit, Atemnot, Schwindel, Kopfweh und wenn es schlimmer wird, Erbrechen überrascht wird. Dann bleibt nur eines übrig, sofort absteigen auf eine niedere Höhe. Da können manchmal schon 200m reichen, und wenn man Glück hat kann man sich dort erholen und es später noch einmal versuchen.

Falls man nicht absteigt besteht die große Gefahr an einem Lungen- oder Hirnödem zu sterben. Das passiert leider manchmal auf diesem Trek und trifft übrigens nicht nur Touristen, sondern kann bei Höhen über 5000m auch bei einheimischen Trägern vorkommen. Solcherart gewarnt, ist man natürlich hypersensibilisiert und denkt permanent an dieses Risiko. Wann ist ein Kopfweh normal, wann ist es ein Vorzeichen dieser Krankheit… Barbara hat zum Beispiel heute morgen keinen Appetit und denkt natürlich auch gleich an die Höhenkrankheit. Mein Kopfweh von gestern ist schon gestern abend mit den Tabletten wieder abgeklungen, ich fühle mich fit.

So wandern wir weiter das Flußtal hinauf, welches sich hier teilt. Der linke Abzweig geht Richtung Tilicho Lake, einem riesigen See auf 5000m Höhe. Dazu braucht man aber mindestens zwei zusätzliche Tage, und uns reicht dafür die Zeit nicht. Wir folgen also dem rechten Tal und erreichen bald Yak Kharka, ein paar recht neue Teehäuser, die für eine kleine Rast gut sind.

Danach geht es weiter und um die Mittagszeit erreichen wir Lettar, eine paar Lodges wo man auch übernachten kann. Die kräftige Nudelsuppe kommt jetzt gerade richtig, auch wenn Barabara weiterhin nicht so recht begeistert ist. Zudem treffen wir hier auch zwei Israeli, die gestern von Thorung Pedi herunterkamen, da sie wegen der Höhenkrankheit umdrehen musste. Das Mädchen hatte auf dem ganzen Abstieg gebrochen und fühlte sich hier jetzt wieder besser. So diskutierten sie jetzt auch mit uns, welche Entscheidung die richtige ist. Auf die Überquerung des Thorung La Passes verzichten, und den Manang Trek wieder zurück gehen, oder es am nächsten Tag nochmal versuchen. Wie sie sich am Ende entschieden haben wissen wir nicht, aber Barbara war durch die Diskussion jetzt noch mehr verunsichert.

Nach Lettar verengt sich das Tal noch mehr und man läuft stellenweise recht ausgesetzt über Geröllhalden. Ein kleines Schild warnt vor Steinschlag, die Sonne löst den Frost der Nacht und so kullern immer wieder ein paar Steine über den Weg. An manchen Stellen ist er auch abgerutscht, man muß vorsichtig Fuß vor Fuß setzen. Barbara erzählt später, dass sie diese Stellen gar nicht mochte.

Jetzt geht es nochmal runter zum Fluß und dann sehen wir schon wie sich der Weg auf der südlichen Talseite in die Höhe windet. Die letzten 300hm bis Thorung Pedi liegen vor uns. Ich gehe voraus, und lasse erstmal mein Gepäck in Thorung Pedi, bevor ich den anderen wieder ein Stück entgegenlaufe und wir dann zusammen ankommen. Thorung Pedi heißt auf Nepali ‚Fuß des Thorung‘ und ist quasi das Base Camp für die Überquerung des Thorung La Passes, der oberhalb der Bergflanke hier die Verbindung zum südlich gelegenen Kali Gandhaki Tal darstellt. Thorung Pedi ist kein Ort, sondern besteht nur aus drei größeren Lodges, die Übernachtungsmöglichkeiten für Trekker bieten. Wir richten uns ein, und dann beschließe ich noch etwas weiter zu gehen. Es ist noch nicht so spät und ein wenig Höhentraining kann auch nicht schaden.

So gehe ich langsam den Hang hinauf in Richtung High Camp. Hier müssen wir morgen früh mit den Stirnlampen hinaufsteigen. Der Weg windet sich steil in vielen Serpentinen eine Geröllhalde hinauf. Recht viele andere Trekker sind hier anzutreffen, der Pass ist nun mal ein Nadelöhr auf diesem Trek. Nach einem sehr gemütlichen Aufstieg sehe ich doch nach einer dreiviertel Stunde die beiden Lodges des High Camp auf 4900m vor mir liegen. Mir geht es gut, und so klettere ich weiter, direkt neben dem High Camp gibt es einen kleinen Gipfel, nur ca. 100m höher. Dort oben habe ich dann eine perfekte Aussicht auf das unter mir liegende Manang Tal. Zum ersten Mal auf 5000m Höhe und ich fühl mich pudelwohl.

Der Abstieg ist schnell erfolgt und das Abendessen wartet schon. Die Nacht wird wider erwarten recht angenehm, wir schlafen zwar nicht tief, aber es ist ruhig, und abgesehen von den frostigen Temperaturen (der Thermometer meines Höhenmessers zeigt -7°C im Raum an) können wir uns nicht beklagen.