Andalusien, April 2019

Tag 2: Besancon – Lyon

Am nächsten Morgen kostet es mich einiges an Überwindung in die kalten und feuchten Fahrradklamotten zu steigen. Aber einmal auf dem Rad geht es dann wieder, auch ohne Kaffee. So geht es weiter ins Rhonetal. Es ist trocken, allerdings bläst ein ziemlicher Wind, zum Glück meist von hinten. Sobald ich anhalte, pfeift mir der böige Wind um die Ohren und ich merke, dass es doch recht kalt ist. Ich fahre bis Dole am Doubs entlang und quere dann die Hügel auf kleinen Straßen mit viel auf- und ab und erreiche am späteren Nachmittag Lyon.

In einem Supermarkt in Lyon kaufe ich für die Nacht ein und schaue dann, dass ich wieder aus der Stadt komme. Zwar fährt es sich auf dem Radweg an der Rhone entlang in Lyon sehr angenehm, aber der hört schon beim Hafen wieder auf und ich muss mich durch die Industriegebiete quälen, die sich endlos an der Rhone entlang ziehen. Nichts als Tankanlagen, Autobahn und TGV Zugstrecke. Ich fahre und fahre, aber weit und breit kein ruhiger Zeltplatz in Sicht. Da es schon langsam dunkel wird, entschließe ich mich, von der Route abzubiegen und aus dem Rhonetal auf die umliegenden Hügel hochzufahren. Bei Ternay finde ich dann schließlich beim Parkplatz vor dem Friedhof eine 2x 1m große ebene Wiesenfläche unter Bäumen, auf der ich mein Zelt aufstellen möchte. Das gestaltet sich leider als schwierig, denn ich kann das Zelt nicht längs zum immer noch sehr stark blasenden Wind aufstellen und quer reißt es mir fast das Zelt beim Aufbauen aus der Hand. Irgendwann, es ist schon dunkel, ist es aber geschafft und ich krieche rein und futtere meine Supermarktmitbringsel beim Licht meiner Solarlampe. Heute habe ich 240km geschafft, und ein paar Höhenmeter kamen auch zusammen.

Tag 3: Lyon – Orange

Die Nacht wird miserabel, das Zelt flattert extrem bis zum frühen Morgen. Es hat mittlerweile aufgeklart, dementsprechend niedrig sind die Temperaturen beim Aufstehen. Mein Garmin sagt 3 Grad, das heißt erfahrungsgemäß, dass es knapp 6 Grad hat, denn der Thermometer des Garmin zeigt immer etwas weniger an. Kalt ist es allemal, ich ziehe alles an, was ich habe. Nachdem die Sonne aber bei klarem Wetter über die Hügel kommt, wird es schnell angenehm.

Leider ist nur die Strecke hier entlang der Rhone nicht sehr schön zu fahren. Es gibt nur große Straßen oder kleine üble Fahrradwege, die kreuz und quer über Ampeln und durch die Orte führen. Gerade Vienne bleibt mir in schlechter Erinnerung. Später wird es besser, auch ergeben sich schöne Blicke über den Fluss mit seinen Brücken und alten Ortschaften.

Weiter südlich lässt es sich dann wieder besser fahren, ohne allzu viele Unterbrechungen durch Verkehrshindernisse. An einem schönen Plätzchen an der Rhone mache ich zwischendurch Rast, um meine Energiespeicher etwas aufzufüllen. Prompt weht der Wind das Rad, welches ich an einem Pfosten abgestellt habe um. Passiert ist aber nichts und bald geht es weiter an Orange vorbei und ab hier orientiere ich mich Richtung Westen und verlasse die Rhone.

In Bagnols sur Cèzes kaufe ich für den Abend ein und kurze Zeit später habe ich auch schon ein nettes Wiesenplätzchen in den Weinbergen gefunden, wo ich ungestört mein Zelt aufbauen kann. Das Wetter ist jetzt angenehm, auch wenn ich mir schnell die Fleecejacke überziehe. Nach den vielen Stunden auf dem Rad geht der Kreislauf schnell in den Keller und ich fröstle trotz der ca. 15 Grad. die es noch hat.

Zur Auffrischung der Vitaminspeicher habe ich mir eine Flasche Orangensaft mitgenommen, einen Becher Humus, ein paar Rosinenschnecken, dazu das obligatorische Brot und als Abschluss ein Stück Zitronentorte. Lecker!

Bevor ich einschlafe, denke ich noch dran, dass ich am nächsten Tag wohl schon das Mittelmeer erreichen werde. Die Nacht wird sehr angenehm, kein Flattern, kein Lärm und ich schlafe recht tief. Morgens hat es zwar auf ca. 8 Grad abgekühlt, aber die Sonne steht schon wieder über dem Horizont und wärmt mich beim Zusammenpacken.