Andalusien, April 2019

Tag 6: Figueres – Barcelona

Am Morgen das übliche Ritual: alle Sachen in der richtigen Reihenfolge verstauen, nochmal schauen, dass nichts liegenbleibt, und dann wieder aufs Rad steigen, das Garmin Navi aktivieren, die Strecke laden, auf die Straße zurück und los gehts. Heute habe ich meine Bluetooth Ohrhörer eingestöpselt und höre etwas Musik. Das ist sehr angenehm heute Morgen und trägt zur Entspannung bei.

Die Gegend, durch die ich jetzt radle, ist sehr lieblich. Grüne Wiesen und schattige Wäldchen wechseln sich ab, dazwischen schmucke Dörfer, in denen die Zeit stehen geblieben scheint. Die Straßen sind gut ausgebaut, dennoch hat es sehr wenig Verkehr.

Bei Palafrugell wird es wieder betriebsamer, dort drehe ich auch eine Schleife, da ich erst etwas von der Strecke abkomme, und das Navi mich dann auf eine schon vorher passierte Stelle zurückleitet, anstatt mich in die richtige Richtung zu schicken.

Ab hier geht es über ein paar geschäftige Küstenorte nach Sant Feliu de Guixiols. Hinter diesem Ort windet sich die Straße in die Küstenberge und es beginnt ein sehr schöner Abschnitt. Das merke ich auch daran, dass plötzlich sehr viele Rennradfahrer unterwegs sind. Es geht hinauf und hinab, bei wunderbarem Wetter mit einem schönen Blick über die Buchten der Steilküste.

So habe ich mir die Costa Brava vorgestellt! Leider ist diese Panoramastraße nur etwa 20km lang und ab Lloret de Mar wird es wieder flach und es beginnen die typischen Strandorte der Costa Brava. In Pineda de Mar habe ich als Kind mit meinen Eltern Urlaub gemacht. Auch wenn hier viel gebaut wurde, es sieht immer noch ähnlich aus wie früher.

Ab Pineda de Mar fahre ich auf der N11, einer recht großen Nationalstraße, aber das ist abgesehen vom Verkehr nicht unangenehm, da sie wie alle größeren Straßen hier in Spanien einen gut asphaltierten und breiten Seitenstreifen hat, sodass genügend Abstand zu den Autos besteht. Zudem sind die Autofahrer hier in Spanien generell sehr rücksichtsvoll gegenüber Fahrradfahrern. Sie halten fast immer einen sehr großen Abstand.

Auf dieser Straße kurbele ich die nächsten 40km an Matora vorbei bis Badalona. Hier beginnt der Großraum Barcelona und es ist mit dem flott vorankommen erstmal vorbei. Im endlosen Stadtgebiet, welches hier beginnt, reiht sich Kreuzung an Kreuzung, die meisten mit einer roten Ampel versehen, und dazwischen schiebt sich fast stehend der Verkehr, inklusive stinkender Stadtbusse durch. Sehr schnell bin ich genervt, ignoriere die meisten Ampeln und weiche von meiner programmierten Strecke ab, indem ich versuche, an die Küste zu kommen, um diesem Chaos auszuweichen. Das ist aber nicht so einfach, denn es gibt auch einen Fluss, denn Besos hier, der nur an manchen Stellen überquert werden kann, viele Brücken sind den hier natürlich auch verlaufenden mehrspurigen Schnellstraßen vorbehalten. Zudem komme ich durch Gegenden, in denen ich das Gefühl habe, dass man sich hier als Tourist besser nicht länger aufhält.

Später, in der Innenstadt von Barcelona gibt es auch einige Radwege, nur sind diese sehr stark von Touristen mit Leihrädern, aber auch von den neuen E-Scootern frequentiert. Zudem verlaufen sie zum Teil ungewöhnlich in der Mitte der breiten Straßen, sodass an Ampeln viele Querungen notwendig sind.

Irgendwann habe ich dann das Zentrum erreicht und mache ein obligatorisches Foto. An sich bin ich ja Barcelona Fan, ich war schon öfter hier. Aber heute bin ich nur genervt und nach ein paar Minuten zwischen den fliegenden Händlern und den Touristenmassen suche ich das Weite.

Um schnell voranzukommen reihe ich mich in den Autoverkehr ein, beziehungsweise fahre zwischen den Spuren, in denen die Autos stehen, vorbei und komme so relativ schnell etwa einen Kilometer weit. Dann sehe ich vor mir eine Brücke und ein Fahrradverbotsschild. Aha, da kann ich also nicht entlangfahren. Ein Blick auf das Navi bestätigt das. Ich muss einen großen Bogen um das vor mir liegende Gebiet machen. Es ist der Hafen und es führt nur eine Schnellstraße daran entlang.

Nachdem auch dieses Hindernis überwunden ist, erreiche ich wieder meine programmierte Strecke und fahre erneut durch endlose Vororte von Barcelona, diesmal auf der Südseite. Langsam wird es auch Zeit die Übernachtung zu planen und ein Blick auf die Komoot Karte verheißt nichts Gutes. Auf absehbare Zeit werde ich noch durch Stadtgebiet oder Industriegebiete fahren müssen. Kurz bevor ich Castelldefels erreiche, sehe ich auf der Karte einen keinen grünen Fleck inmitten der bebauten Gebiete. Schnell biege ich von der Hauptstraße ab, unterquere die Bahnlinie und richtig, hier gibt es ein paar Gemüsefelder, bis wieder ein paar Hundert Meter weiter die Bebauung weitergeht.

Ich entdecke auch eine kleine offene Schutzhütte, die nicht eingezäunt ist, ein paar Meter neben der Straße. So entscheide ich mich, hinter der gemauerten Wand dieser Hütte auf der straßenabgewandten Seite mein Zelt aufzuschlagen. Ein paar Vorräte habe ich mir schon vorher im Supermarkt besorgt.

Der Platz ist nicht ideal, man hört doch den Stadtlärm, auch den nahen Flughafen, aber es muss gehen. So genieße ich noch die milden Temperaturen hier, esse mich satt und lege mich dann ins Zelt für den wohlverdienten Schlaf.