Andalusien, April 2019

Tag 7: Barcelona – Benicarlo

Nun, so richtig gut geschlafen habe ich nicht. Es war doch ziemlich laut. Weniger die Autos, aber der Zug, der hier auch entlangfährt, hat ziemlich genervt.

Nachdem meine Habseligkeiten alle wieder an ihrem Platz sind, geht es weiter. Ich radle durch Castelldefels und bald verlasse ich dann endgültig den Großraum Barcelona, denn die Straße windet sich wieder an einer Steilküste entlang. Hier fahren noch einige Lastwagen den Berg mit mir hinauf, diese warten aber sehr geduldig mehrere Minuten, bis sie schließlich auf einem längeren geraden Stück überholen können. So viel Geduld kenne ich bei unseren Lastwagenfahrern in Deutschland überhaupt nicht. Wenig später biegen die Laster ab, es scheint in der Nähe einen Steinbruch oder ein Kieswerk zu geben.

Am Vormittag folge ich gehorsam meiner geplanten Route, die auf recht kleinen Straßen, aber mitten durch jeden Ort führt. Ich komme nur langsam voran und werde mit der Zeit doch etwas ungeduldig. Deshalb fahre ich später auf die Nationalstraße N340, die parallel verläuft und ein deutlich schnelleres Vorankommen verspricht. Ich passiere Taragona und Vila Seca, bald darauf Cambrils und langsam werd ich hungrig und durstig. Es ist heute richtig heiß und die Lust auf ein Bier wird immer drängender. Bald entdecke ich ein nettes Restaurant direkt neben der Straße und bestelle ausdrücklich eine große Portion Spaghetti. Manchmal macht das keinen Unterschied, aber hier schon. Die Wirtin serviert mir alsbald eine Riesenportion derselben, die mich eine Weile beschäftigt, bevor sie komplett vertilgt ist. Lustig ist hier auch der Bierdeckel, das steht doch glatt „Besonders Kölsch“ drauf (siehe Bild).

Wohlgenährt mache ich mich später wieder auf den Weg und folge weiter der Küstenstraße N340. Diese überwindet mit einer sehr geringen Steigung noch einen Hügel von immerhin mehr als 100m Höhe, bevor sie wieder im Tal den Ebro überquert.

Hatte ich bisher fast immer leichten Wind von der Seite, bläst er mir jetzt frontal entgegen. Ich kämpfe mich regelrecht am Ebro entlang gen Süden und schaffe es kaum den Tacho über 20km/h zu treiben. Dabei frage ich mich, ob es wirklich nur der Wind ist, oder ob ich einfach auch entkräftet bin, nachdem ich immerhin schon etwa 1400km in den Beinen habe. Wahrscheinlich spielt das auch eine Rolle, obwohl ich es mir nicht eingestehen will.

Die Strecke biegt dann auch wieder Richtung Westen ab und der Wind ist nicht mehr unangenehm. Aber am späteren Nachmittag macht mir plötzlich mein rechtes Knie Sorgen. Es fängt an bei jedem Tritt leicht zu stechen. Ich ignoriere es erstmal, dass es irgendwo zwickt ist ja nicht so ungewöhnlich beim Radfahren. So fahre ich etwa eine Stunde weiter.

Als ich dann anhalte, um mir die weitere Strecke anzusehen, merke ich, dass es doch etwas Schlimmeres ist. Ich kann das Bein nämlich plötzlich kaum noch bewegen. Au Backe, denke ich, das wäre ja ganz übel, hier wegen dem blöden Knie abbrechen zu müssen.

Da heute gar nichts mehr geht, muss ich mich umgehend nach einem Übernachtungsplatz umsehen. Dafür fahre ich von der Strecke ab und rolle mehr, als dass ich fahre, direkt an die Küste bei Benicarlo. Am Rande des Ortes finde ich ein nettes Plätzchen direkt hinter dem Strand. Hier gefällt es mir und so muss ich nicht lange überlegen, sondern baue mein Zelt auf und bewege mich möglichst wenig. Meine Hoffnung ist, dass das morgen alles wieder anders aussieht.

In der Nacht spüre ich das Knie pochen, aber es lässt sich wieder ohne größere Schmerzen bewegen. Mal sehen!