Andalusien, April 2019
Tag 9: Mahora – Villanueva del Arzobispo
Der erste Blick am Morgen gilt dem Wetter. Es regnet nicht und der Gehweg scheint trocken zu sein, obwohl ich das von meinem Zimmer aus nicht sehr gut sehen kann. Allerdings sagt der Wetterbericht auf meinem Smartphone nichts Gutes vorher. Bevor ich mir aber den Kopf zerbreche, wie ich weitermache, gehe ich erstmal Frühstücken.
Dabei entschließe ich mich, erstmal bis Albacete zu fahren und dann weiter zu planen. Zurück im Zimmer packe ich alle meine Klamotten wieder ein, die wider Erwarten einigermaßen trocken sind und ziehe alles Wärmende an, was ich habe. Dann trage ich mein Rad die Treppe runter und setze meine Fahrt fort. Leider hat es zwischenzeitlich schon wieder begonnen zu tröpfeln, und es ist nach wie vor schweinekalt. Mein Garmin zeigt 5 Grad an, das bedeutet, es hat etwas unter 8 Grad. Nicht die Temperatur, die ich mir vorgestellt habe! Zudem führt meine heutige Strecke bis auf über 1100m Höhe, da wird es dann noch ungemütlicher sein als hier auf 800m Höhe.
Auf der N322 geht es zügig voran und bald hat sich mein Körper aufgewärmt. Zum Glück habe ich meine Regenklamotten schon zu Beginn übergezogen, denn es hat sich mittlerweile wieder eingeregnet. Er ist nicht so heftig wie gestern, aber die Pfützen stehen schon wieder auf der Straße. Schnell erreiche ich die Ausläufer von Albacete, wo ich an einer großen Schnellstraßenkreuzung erstmal nicht weiterkomme. Mein parallel verlaufender Wirtschaftsweg hört einfach auf und eine Alternative scheint es nicht zu geben. Kurz überlege ich, auf der zweispurigen Schnellstraße zu fahren, das ist mir aber dann doch zu heikel. Deshalb folge ich einem Feldweg, der laut meiner elektronischen Karte nach einigen Schleifen und Brücken auf die andere Seite dieser riesigen Kreuzung führen soll.
Im Schritttempo holpere ich diesen Feldweg entlang, versuche den größten Pfützen auszuweichen, und arbeite mich fluchend um diese Kreuzung herum. Nach einer gefühlten halben Stunde habe ich es dann geschafft und rolle wieder auf geteerten Straßen nach Albacete hinein. Heute ist Karfreitag und einen offenen Supermarkt werde ich wohl nicht finden. Mittlerweile ist es kurz vor 10 Uhr. So schaue ich nach einem Café oder irgendeinem anderen trockenen und warmen Etablissement. Bei diesem Regenwetter scheint jedoch die ganze Stadt ausgestorben zu sein. Keine Menschenseele ist zu sehen, kaum ein Auto fährt durch die Straßen, alle haben sich wohl zu Hause eingeigelt. In der Calle la Roda werde ich jedoch fündig. Erst sehe ich nur das Schild „Café Kalala“ und ein paar nasse Stühle an der Straße. Ich bin nicht sehr hoffnungsvoll, dass dieses Café geöffnet hat. Als ich an der Tür stehe, sehe ich allerdings, dass es offen hat und sogar ziemlich voll ist. Eine geschlagene Stunde halte ich mich dann hier auf, trinke mehrere Café con leche und esse einige süße Teilchen.
Dann beschließe ich weiterzufahren. Der Regen hat wieder etwas nachgelassen und der Wetterbericht sagt für den Nachmittag keine größeren Regenmengen vorher. Wenn es doch anders kommt, muss ich mich halt unterwegs nach einer Unterkunft umsehen. Zelten ist eher keine Alternative bei so nass wie es überall ist.
Von Albacete folge ich weiter der N322, die erstmal schnurgerade 28km über die Hochebene führt. Danach windet sie sich langsam ansteigend durch ein endloses Tal, bis nach weiteren 60km den höchsten Punkt auf 1100m erreiche. Das Wetter hat sich erstaunlicherweise etwas gebessert und es regnet nicht mehr. Sogar die Temperatur ist nicht weiter gefallen, sondern hat sich bei knapp 9 Grad stabilisiert.
Kurz darauf komme ich zu einem kleinen alten Dorf namens Alcaraz, es erinnert mich vom Namen an Alcatraz bei San Francisco. Es liegt neben der Strecke auf einem Bergrücken. Ich biege ab und möchte mir das mal ansehen und habe auch die Hoffnung ein nettes Lokal in diesem Ort zu finden für eine Mittagspause. Schnell merke ich aber, dass dieser Ort nur schlecht mit dem Rennrad befahrbar ist, die Straßen sind sehr steil und dazu noch sehr holprig gepflastert. Auch finde ich im Ort selbst kein Restaurant. So fahre ich wieder hinab zur Nationalstraße, denn dort hatte ich schon vorher eines entdeckt, wo ich dann auch erstmal ausgiebig raste.
Gut gestärkt mache ich mich an die Weiterfahrt, denn wer weiß wie lange das Wetter noch hält. Ich folge weiterhin der N322, die mich nach ein paar weiteren Stunden nach Villanueva del Arzobispo bringt. Hier entschließe ich mich, wieder in einem Hotel abzusteigen, denn der Wetterbericht sagt für heute Nacht und morgen schon wieder neuen Regen voraus. Trotz des Mistwetters habe ich heute immerhin wieder knapp 200km zurückgelegt.
Am Abend erkunde ich den Ort und sehe auch noch das Ende einer Osterprozession auf dem Marktplatz. Der Ort ist sehr schön, auch das Licht passt, denn die Sonne ist jetzt am Abend noch mal kurz herausgekommen. Leider wird es aber schon wieder sehr frisch mit einem ungemütlichen kalten Wind und ich mache mich bald wieder auf den Rückweg ins Hotel.